Mein Geburtsname und der Name meiner Familie lässt sich an Hand der für mich verfügbaren Quellen bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Der erste mir namentlich bekannte Vorfahre in direkter Linie mit den Namen Fuchs (Fux) ist mein 9x Urgroßvater Hanss Fuchs (Fux), ein Bürger des Ortes Thalhofen in Tirol.
Woher stammen diese Informationen, wie zuverlässig sind sie und wer hat diese Informationen dokumentiert, in einer Zeit in dem fast kein gewöhnlicher Mensch in der Lage war zu lesen geschweige denn zu schreiben?
Die Hauptquelle aller Informationen aus dem Zeitraum 1600-1900 sind die im Kreisarchiv des Enzkreises einsehbaren Kirchenbücher der Gemeinde Stein (heute Königsbach-Stein) sowie der Nachbargemeinden, hier lebten mehrere Generationen meiner Vorfahren über einen sehr langen Zeitraum. Auch die Ortssippenbücher bzw. Ortsfamilienbücher (Abschriften der Kirchenbücher) der Region sind sehr ergiebig und ersparen das oft sehr mühsame entziffern der uralten Dokumente. (siehe Beispiel)
Der Mensch war in diesen Zeiten nicht annähernd so mobil wie wir es heute sind und verließ die Heimat nur in höchster Not, in Kriegszeiten oder wenn er etwas ausgefressen hatte. In meinem speziellen Fall sind mehrere aus Tirol zugewanderte Personen mit dem Namen Fuchs (Fux) im Kirchenbuch genannt. Zeitgeschichtlich ist es sehr wahrscheinlich, dass die Zugezogenen durch die Wirren des 30-jährigen Krieges (1618-1648) in diese Region gelangt sind. Sei es auf Grund der starken Entvölkerung des Landstriches durch die hohe Anzahl ziviler Opfer oder weil sie selbst als Soldaten an Kämpfen beteiligt waren und in dieser Region hängen geblieben sind. Beides ist möglich, an Hand der vorhandenen Aufzeichnungen ist dies nicht mehr eindeutig zu klären.
Sein Sohn Mattheus Fuchs (Fux) ist im Kirchenbuch genannt als Maurer in Stein, päpstlich katholischer Religion, hierzu vermerkt wurde, „dass er seine Kinder in solch blindem Eifer aufgezogen“. Im Bürgerverzeichnis von 1698 ist vermerkt: vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-97) 47 Jahre alt und jetzt 56 Jahre alt. Bei der Musterung im Jahr 1700 ist er erneut mit 56 Jahren alt angegeben, er hat zu dem einen unverheirateten Sohn über 18 J. und zwei Knechte/Dienstboten über 18 J., sein Vermögen wird auf 300 fl. (Gulden) und 2 Pferde beziffert. Somit ist er vermutlich zwischen 1641 und 1644 als Sohn des Hanns Fuchs in Thalhofen/Tirol geboren. Er verstarb am 27. März 1703 in Stein, wobei sehr häufig Todestag und Tag der Bestattung nicht eindeutig zu unterscheiden sind. Er war zweimal verheiratet, seine erste Frau Anna Barbara Kaucher, mit der er drei Kinder hatte, verstarb jedoch schon im Alter von 29 Jahren und wurde am 12. Februar 1676 in Stein beigesetzt. Seine zweite Ehe mit Maria NN. (NN.=unbekannter Nachname) wurde zwischen 1686 und 1688 geschlossen, aus dieser Ehe gingen weitere 8 Kinder hervor. Über den Verbleib der 11 Kinder ist wenig bekannt, zwei verstarben im ersten Lebensjahr, eine Sohn und eine Tochter haben in Stein geheiratet, zu allen anderen Kinder sind keine weiteren Informationen vorhanden. Der Sohn Hanß Michael Fuchs geboren 09. April 1678 wird später im Kirchenbuch unter dem Namen Johann Michael Fuchs (Fux) geführt.
Auch er übte den Beruf eines Maurers in aus. Die Weitergabe des Berufes an die nächste Generation war durchaus üblich und wird uns hier noch häufiger begegnen. Auch sind zwei Huldigungen dokumentiert. Dies bezeichnet das Treuegelöbnis gegenüber dem jeweiligen Landesherrn. Im Jahre 1703 heiratete er mit 25 Jahren die zu diesem Zeitpunkt 22-jährige evanglische Anna Catharina Pfisterer, die ebenfalls in Stein geboren wurde. Auch ihre Vorfahren sind weitere 2 Generationen in den Kirchenbücher des Ortes dokumentiert. Das Paar hatte 10 Kinder, 8 Söhne, 1 Tochter und ein tot geborenes Kind unbekannten Geschlechts. Vier der Kinder lebten auch fortan in Stein und gründeten hier eigene Familienzweige. Johann Michael und seine Frau starben im Jahr 1746 innerhalb von wenigen Tagen direkt vor Ostern. Catharina wurde am Karfreitag 1746, 20 Tage nach ihrem Ehemann in Stein beigesetzt. Beide erreichten für diese Zeit mit über 65 Lebensjahren ein hohes Alter, wobei die im Durchschnitt eher niedrige Lebenserwartung zu diesen Zeiten von vielen Faktoren beeinflußt wurde. Die hohe Sterblichkeit bei Kindern hatte hier bei beiden Geschlechtern den größten Einfluß, dazu kamen die hygienischen Zustände und Lebensbedingungen in dieser Zeit sowie die mangelnde medizinische Versorgung. Bei Frauen waren die hohe Anzahl an Geburten, bei Männern die Teilnahme an Kampfhandlungen weitere wichtige Faktoren .
Ein gutes Beispiel hierfür liefert mein nächster Vorfahre, Johann Peter Fuchs (Fuchß); auch er wie sein Vater und Großvater Maurer bzw. Maurermeister in Stein. Er heiratete vor 1744 Katharina Ratz meine 5x Urgroßmutter aus dem nahe gelegenen Ort Ellmendingen (heute Keltern). Aus der Ehe der Beiden gingen 2 Söhne und 3 Töchter hervor, wobei ich gleich Zwei von Ihnen zu meinen weiteren direkten Vorfahren zählen darf. Doch dazu später mehr…!
Katharine verstarb mit gerade mal knapp 37 Jahren und wurde im Sommer 1754 in Stein bestattet. Sie hinterließ einen Ehemann und drei noch lebende Kinder im Alter von 10, 3 und knapp 1 Jahr/en. Woran sie verstarb ist leider nicht vermerkt, oft sind Zusammenhänge mit Geburten oder sogar bekannte Erkrankungen oder Todesursachen in den Kirchenbüchern vermerkt. Johann Peter heiratete bereits ein halbes Jahr später die acht Jahre jüngere Anna Maria Bauer aus dem Nachbarort Eisingen. Ohne eine neue Frau bzw. Ehepartnerin war es den Männern oft nicht möglich Familie und Kinder entsprechend zu versorgen. Aus der zweiten Ehe gingen nochmals 6 Kinder hervor, eines davon starb jedoch sofort bei der Geburt am 05.02.1768. Drei Söhne, darunter mein direkter Vorfahre Matthaeus Fuchs (Fuchß), sorgten für den Fortbestand des Namens in Stein, drei Töchter gründeten gemeinsam mit ihren Ehemännern Familien in Stein. Besonders hervorheben möchte ich Maria Catharina Fuchs, diese ist ebenfalls eine meiner direkten Vorfahrinnen über einen anderen Familienzweig (Nothacker, Britsch, Mappus)! Dieses Phänomen begegnete mir schon mehrfach bei meiner Forschung. Auch seine zweite Frau überlebte Johann Peter Fuchs um 7 Jahre und er verstarb als Wittwer am 08 Apr 1796 im Alter von 77 Jahren an „einem Gallenfieber (Typhus, auch fieberhafte Erkrankung mit Gelbsucht, Cholangitis). Beigesetzt wurde er am Montag, dem 11.04.1796 auf dem Friedhof in Stein.
Sein Sohn Matthaeus Fuchs (Fuchß) war zu diesem Zeitpunkt bereits 51 Jahre alt und seit 1770 verheiratet mit Margaretha Barbara Lindner. Sie hatten 10 gemeinsame Kinder, 6 davon sind bereits im Alter von 1-3 Jahren verstorben, 4 von Ihnen gründeten eigene Familien in Stein.
Matthaeus Fuchs wird im Kirchenbuch ebenfalls als Maurermeister und Bürger in Stein geführt und verstarb einen Tag vor seinem 58. Geburtstag an einem Blutsturz. Aus seinem Leben sind leider keine weiteren Details bekannt bzw. dokumentiert. Sein Sohn Georg Adam Fuchs geb. am 21.10.1771, ebenfalls Maurermeister von Beruf, setzt die direkte Linie zu mir fort. Er heiratete recht spät für diese Zeit im Alter von 30 Jahren in Stein die 5 Jahre jüngere Anna Barbara Bauer aus dem Nachbarort Eisingen. Das Paar war bis zum Tode der Ehefrau 40 Jahre verheiratet und aus der Ehe gingen 8 Kinder hervor. Zwei Töchter und ein Sohn haben in Stein geheiratet, Christian Fuchs geb. am 21.11.1806, heiratete in Bauschlott Luise Bossert und war ebenfalls gelernter Maurermeister, Johann Georg Fuchs geb. am 25.11.1813 hat sich in Bretten als Schuhmachermeister niedergelassen und heiratete Anna Maria Nagel aus Bretten.
Christian ist im Alter von 59 Jahren vermutlich durch einen tragischen Unfall in Ausübung seines neuen Berufs ums Leben gekommen. Weshalb er den Beruf wechselte ist mir leider nicht bekannt.
Die letzten 10 Jahre seines Lebens war er als Haberhändler tätig. Die genaue Bedeutung dieses Berufs konnte ich jedoch bisher nicht eindeutig nachvollziehen, es könnte sich aber um einen Handel mit Hafer handeln. Er hinterließ 1866 seine Witwe und zwei verheiratete und zwei ledige Kinder. 5 weitere Kinder waren bereits kurz nach der Geburt bzw. in jungen Jahren verstorben. Nachkommen dieses Familienzweiges sind auch noch heute in Bauschlott ansässig. Über die Familie des Schuhmachers Johann Georg ist mir nichts weiteres bekannt.
Franz Fuchs geb. am 26.11.1811 war mein Urururgroßvater. Er setzte wie viele seiner Vorfahren die Familientradition fort und war als Maurermeister im Ort tätig. Er war im Jahr 1827 Zeuge einer verheerenden Katastrophe, die den Ort Stein heimsuchte. Im Jahr 2016 gab es ebenfalls ein solches Hochwasserereignis mit zum Glück deutlich weniger gravierenden Folgen für den Ort und die Bevölkerung. Folgendes ist in der Ortschronik und den historischen Quellen dokumentiert:
Am 13. Mai des Jahres 1827 zog zwischen 17 und 18 Uhr von Nordosten ein Gewitter auf. Zunächst maß man diesem keine besondere Bedeutung bei. Aber in kürzester Zeit entwickelte es sich zum „von Donner, Blitz und Hagel begleiteten, seit Menschen Gedenken nicht erlebten Wolkenbruch“. Regen und Hagel fielen so stark, daß niemand sich auf die Straße wagte. Von Göbrichen und Bauschlott kam über das Kohlloch eine Wasserflut, die alles mit sich riss. Das Wasser erreichte im Dorf eine Höhe von 14 Schuh und richtete eine unbeschreibliche Verwüstung an. Die Erdgeschosse der tiefer gelegenen Häuser wurden vollkommen überschwemmt, teilweise auch das darüber liegende Stockwerk in Mitleidenschaft gezogen. In der großherzoglichen Domäneverwaltung, wo sich die Registratur befand, waren alle Räume mit Schlamm angefüllt. Papiere, Urkunden und Aufzeichnungen waren von Schlamm bedeckt und somit nicht mehr verwendbar. Bei dem Unglück verloren 10 Menschen ihr Leben. Der 65jährige Johann Georg Müller, dessen Leiche erst fünf Wochen nach dem Unglück in Singen bei der Mühle gefunden wurde und drei Kinder der Familie Bernhard Kirchner, das jüngste davon erst zehn Monate und das älteste elf Jahre alt, kamen zu Tode. Die 15jährige Tochter des Daniel Zoller starb ebenso in den Fluten wie alle vier Kinder der Familie Gottlieb Kopp im Alter von ein bis zehn Jahren. Das erst dreijährige Söhnlein von Konrad Knappschneider fand man tot im Schloßpark der Freiherren von St. Andre in Königsbach auf. Die Opfer des Unwetters wurden, soweit sie geborgen waren, am 15. Mai „unter einer unzählbaren Menge von auswärts herbeigeströmter Menschen“ auf dem Kirchhof bestattet. Aus der amtlichen Schadensliste geht hervor, dass insgesamt 233 Stück Vieh verloren gingen. Darunter 86 Stück Rindvieh, 12 Pferde, 4 Fohlen und 120 SchweineAn Gebäuden wurden eine Mühle und zehn Häuser mit Scheunen „von Grund auf, ohne nur eine Spur zu hinterlassen“ durch die Fluten weggerissen. 72 Häuser waren mehr oder weniger stark beschädigt, die Lebensmittelvorräte des Dorfes größtenteils vernichtet. Den größten Schaden erlitt der Dorfmüller Stieß. Er verlor sein gesamtes Hab und Gut im Wert von 1220 Gulden. An der inzwischen abgerissenen Dorfmühle erinnerte eine Inschrift auf dem Türsturz an das Unglück. Die Höhe des entstandenen Schadens in Stein wurde auf 117.000.- Gulden geschätzt. Der Verleger der „Karlsruher Zeitung“ erließ einen Aufruf, in dem die Leser zur Mithilfe aufgerufen wurden. Die Katastrophe hatte tiefen Eindruck auf die Ortseinwohner gemacht. Jedes Jahr am 13. Mai begingen sie den „Gewitterfeiertag“ oder „Wassertag“ mit einem Gottesdienst am Vormittag, an dem die Frauen schwarz gekleidet teilnahmen und einer Betstunde am Abend, wobei der Hergang des Unglücks nochmals erzählt wurde. Dieser Gewitterfeiertag fand im Jahre 1927 zum letzten Mal statt.
Doch wie nach allen schrecklichen Ereignissen dieser Zeit, ging das Leben irgendwie weiter. Franz Fuchs heiratetet am 22.04.1838 die am 02.09.1815 ebenfalls in Stein geborene Katharina Bühler, mein Ururgroßmutter. Sie hatten nach meinen Recherchen 9 gemeinsame Kinder, wovon die älteste Tochter Christina Fuchs (1836-1916) vor ihrer Ehe mit Friedrich Dill zwei uneheliche Kinder geboren hat, von denen wiederum der Nachzügler Wilhelm Fuchs geb. am 20 Mai 1861 mein Urgroßvater ist. Bei den Familien Anfang des 19. Jahrhunderts zeigte sich zum häufiger die Tendenz außerhalb des Ortes zu heiraten bzw. die Region auch zu verlassen. Drei Geschwister von Christina heirateten bzw. verzogen ins nahe gelegene Pforzheim, eine Schwester heiratete nach Darmstadt in Hessen und eine Schwester wanderte aus in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Wilhelm war gelernter Zimmermann und heiratete im Jahre 1888 Regina Hartschuh aus dem im Kraichgau gelegenen Ort Sternenfels. Sie hatten 8 gemeinsame Kinder wobei Regina einen Tag nach der Geburt des Sohnes Christian am 01.02.1902 verstarb. 6 Kinder verstarben bereits in den ersten 1-4 Lebensjahren darunter auch der Letztgeborene. In zweiter Ehe heiratete er dann die 17 Jahre jüngere Katharina Mappus. Aus dieser Ehe gingen 4 weitere Kinder hervor die alle eigenen Familien gegründet haben.
Aus dieser Ehe stammen mein Großvater Heinrich Fuchs, geb. 14.10.1911 und seine mir noch persönlich bekannten Geschwister Wilhelm und Marie Fuchs, also für uns Kinder „Onkel Wilhelm und Tante Marie“. Heinrich erlernte in Pforzheim den Beruf des Friseurs und lernte in den frühen 30. Jahren meine Großmutter Frieda Riethmaier geb. am 08.07.1911 kennen. Sie verliebten sich und heirateten am 24.04.1934 in Göbrichen, wo sie auch den Rest ihres Lebens gemeinsam leben werden. Oma Frieda war Polisseuse und arbeitete für eine Schmuckfirma in Pforzheim, Opa Heinrich eröffnete einen Friseursalon in Göbrichen im Wohnzimmer ihres Hauses in der Kirchstrasse. Im Jahr 1935 bekamen die beiden Zwillinge, sie sollten ihre einzigen Kinder bleiben. Walter Fuchs mein Vater und Anneliese Fuchs meine Tante wurden am 23.07.1935 in Stein geboren.
Opa Heinrich musste wie alle wehrfähigen Männer als Soldat in den 2. Weltkrieg um das Vaterland zu verteidigen. Seine Militärzeit absolvierte er in der Region Griechenland und im ehemaligen Jugoslawien, über das dort erlebte wurde in unserer Familie nur wenig gesprochen. Er kehrte 1945 aus dem Krieg zurück und arbeite zusätzlich zu seinem Friseurgeschäft noch halbtags in der Metzgerei zum Hirsch in Göbrichen, da die Einnahmen aus dem Friseurgeschäft nicht reichten um die Familie zu ernähren. Mein Vater Walter absolvierte im Alter von 14 Jahren eine Lehre bei seinem Onkel Friedrich Fuchs in Stein zum Gipser und Stukkateur.
Walter Fuchs lernte 1955 meine Mutter Elfriede Jäger bei einer Tanzveranstaltung kennen und die Beiden heirateten am 23.07.1960, am 25. Geburtstag meines Vaters in Knittlingen. Im Geburtsort meiner Mutter Elfriede lebten sie auch bis das gemeinsam erbaute Haus in Göbrichen 1964 bezugsfertig war. Hier lebten sie gemeinsam mit mir und meinem Bruder bis Papa Walter im Jahr 1986 sehr früh im Alter von 51 Jahren und Elfriede im Jahr 2021 im Alter von 81 Jahren verstarb. Heute lebt meine Tochter, das älteste Enkelkind der Beiden in ihrem Haus in der Kirchstrasse.